Das Schulhaus von 1872

Die Raumnot und die immer häufiger erforderlichen Reparaturen im bisherigen Schulhaus zwangen die Köthensdorfer, ein neues Gebäude zu erbauen. Man brauchte bei der angestiegenen Schülerzahl unbedingt zwei Klassenräume.

Das Schulhaus von 1872 erhielt seinen Platz gegenüber der alten Schule (heute Wohn- und Gewerbehaus - Physiotherapie Beck). Im Erdgeschoss lagen zwei Klassenzimmer und im ersten Stock war eine Lehrerwohnung sowie Wohnraum für einen Hilfslehrer, dessen Anstellung notwendig geworden war. Für den Schulneubau hatte die Gemeinde bei der Sparkasse in Penig ein Darlehen von 2.000 Thalern aufgenommen. 300 Thaler Zuschuss zahlte das Kultusministerium und weitere 300 Thaler lieh man sich von der Köthensdorfer Strumpfwirker- Innungskasse.

Am 4. März 1872 wurde das neue Schulhaus von Hofrat und Gerichtsamtmann Hartenstein in Begleitung des Referendars Dr. Forker sowie des Amtsmaurermeisters Vettermann übernommen. Sie äußerten ihre volle Zufriedenheit über den Neubau.

Am 6. März erfolgte dann die Weihe der neuen Schule. Es hatten sich vormittags um 10 Uhr eingefunden Pfarrer Gerstenberger und Lehrer Fuhrmann aus Taura sowie der hiesige neue Lehrer Böhme inmitten des Schulvorstandes und der Schuljugend. Es nahmen weiter teil der Gemeinderat und eine große Anzahl Ortseinwohner. Vor der alten Schule hielt nach dem Gesang des Chorals "Nun danket alle Gott" Pfarrer Gerstenberger die Abschiedsrede. Nach dieser erklang der letzte Vers des genannten Liedes und man ordnete nun den Festzug, welcher sich entlang des Kirchsteiges, von da nach der oberen Dorfstraße und auf dieser herab bis an das neue Schulgebäude bewegte. Nach dem Singen eines Gesangbuchliedes sprach Pastor Gerstenberger die Weihrede und anschließend Lehrer Böhme seine Antrittsrede. Mit dem Liede "Lass mich dein sein und bleiben" schloss die Feier am Schulhause. Die fremden Gäste mit dem Schulvorstand begaben sich nun in den Röderschen Gasthof (alter Gasthof) zur Festtafel. Abends fand für die Ortseinwohner ein öffentliches Tanzvergnügen statt.

Das Schulhaus wurde erbaut unter dem Gemeindevorstand Christian Friedrich Wehner. Unsere älteren Einwohner waren es gewöhnt, an der Schuluhr die Zeit abzulesen. Anfänglich besaß aber die neue Schule kein Uhrwerk. Dies wurde erst viel später eingebaut. Es handelte sich dabei um ein gebrauchtes Werk, aus Altendorf (jetzt Ortsteil von Chemnitz) stammend.

Lehrer Böhme blieb bis 1877 im Ort. An seine Stelle trat im genannten Jahr Franz Hugo Kupfer, zuvor in Zschopau Hilfslehrer.Er brachte es hier in Köthensdorf bis zum Oberlehrer und war weit über Köthensdorfs Grenzen bekannt und beliebt. Unter ihm kam der Hilfslehrer Staub hierher und Kupfers Gattin wurde die erste Lehrerin für Handarbeiten. Diese Frau war auch die Gründerin und erste Vorsteherin des hiesigen Frauenvereins. Lange Zeit unterrichtete Lehrer Kupfer mit einem Hilfslehrer in vier Klassen, aber im Jahre 1907 machte sich die Anstellung einer dritten Lehrkraft nötig, und die Kinder wurden nun in sechs Klassen eingeteilt. Bereits zu jener Zeit waren Anzeichen der Raumnot wieder da, aber man behalf sich noch einige Jahre so gut es gehen wollte.