Allgemeine Lage nach der Reformation

Wo und wann in Köthensdorf das erste Mal Schule gehalten wurde, wird wohl niemals festzustellen sein. Die Volksschule gehörte nicht zu jenen Einrichtungen, welche durch Gesetzeskraft mit einem Schlage ins Leben traten und obwohl nach Einführung der Reformation im Jahre 1539 Anläufe zur Gründung von Schulen gemacht worden sind, vergingen bald noch zweihundert Jahre, ehe der Staat sich für diese Bildungsanstalten des niederen Volkes interessierte.

Allererste Einrichtungen solcher Art lagen ausschließlich in den Händen der Geistlichkeit und entstanden zunächst in den Kirchdörfern. Der Küster oder Kirchendiener wurde mit dem Unterricht der Jugend, welcher damals nur in Unterweisung des Katechismus und Einübung von Kirchenliedern bestand, betraut. Diese Kirchschulen, deren Bestimmungen nur einen Teil der Kirchenordnung ausmachten, haben lange bestanden, und die Kinder eingepfarrter Ortschaften sind dann, soweit sie überhaupt zur Schule gingen, diesen Anstalten zugeführt worden. Schul- pflicht kannte man damals nicht. Erst im Jahre 1805 ordnete die sächsische Regierung diese an. Die Verhältnisse brachten es, zumal auf dem Lande mit sich, dass nur zu gewissen Jahreszeiten Schule gehalten wurde. Meistens geschah dies im Winter, aber auch da kamen die Kinder, abgehalten durch schlechte Witterung oder andere Umstände, wie Mangel an Kleidung oder Schuhwerk, nur unregelmäßig. Im 17. Jahrhundert, zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges, gingen vielerorts die Schulen wieder ein und erst gegen Ende dieses Zeitabschnittes erwachte das Interesse dafür wieder.