Aus der Chemnitzer Chronik

Aus der Chemnitzer Chronik 1410 - 1415

1410 wurde am 31. Juli zu Naumburg der Streit wegen Teilung des Markgrafentums Meißen beigelegt. Friedrich von Thüringen der Jüngere, auch der Einfältige genannt, erhielt die Städte Dresden, Hayn, Ortrand, Pirna, Königstein, Zwickau und die Hälfte des Einkommens der Bergwerke. Chemnitz kam mit vielen Städten an Friedrich den Streitbaren und Wilhelm II.

Im August dieses Jahres riß vor dem Klostertor der Sturmwind vier Häuser um.

1411 kam bei einer nachmaligen Separat-Landestheilung Chemnitz an Friedrich.

1412 verlieh Friedrich der Stadt Chemnitz einen freien Markt, den sogenannten kalten Jahrmarkt.

Auch confirmirte der Bischof Rudolph zu Meißen den Altar des Leichnams Christi. in der St.Jacobskirche

Auch entstand in diesem Jahre eine große Teuerung, welche 8 Jahre währte; viele Menschen lebten von gemahlenen Eicheln und Tausende starben vor Hunger; zum Überfluß kam noch ein sehr strenger Winter hinzu.

1415 fiel wiederum eine Teilung der Länder auf 12 Jahre zwischen dem Streitbaren und Wilhelm II. vor;

Auch erzählt ein Chronikschreiber: es wären in diesem Jahre die Mauertürme von Nicolai- nach dem Klostertore hin erbaut worden und stützt diese Behauptung auf eine Legende aus diesem Jahre, nach welcher eine Jungfrau aus vornehmen Geschlecht, mit Namen Hofmannin, zur Milderung ihrer Strafe wegen unnatürlichen Umgangs mit einem großen Hunde, und um nicht lebendig verbrannt zu werden, die fünf Türme zwischen der Klosterpforte und dem Nicolaitor habe erbauen lassen. Zum Andenken sei noch der steinerne Kopf an der Klosterpforte. Auch behaupten Einige, es sei dieser Kopf das sogenannte Wahrzeichen von Chemnitz gewesen. Vor dem siebzehnten Jahrhundert hatte jede Stadt ein sogenanntes Wahrzeichen, welches die reisenden Handwerker kennen mußten, um bei ihren Zunftgenossen ihren Aufenthalt an einem solchen Orte beweisen zu können.

Aus der Chemnitzer Chronik 1428-1433

1428: Kurfürst Friedrich starb im Januar 1428. Der älteste Sohn, Friedrich der Sanftmütige, wurde nun Kurfürst. Die übrigen Länder seines verstorbenen Vaters regierte er mit seinen drei Brüdern Wilhelm, Sigismund und Heinrich gemeinschaftlich.

1429: Die grausenhaften Folgen der Teilnahme an den Streitigkeiten der Hussiten trafen in ihrer ganzen Schwere das Meißner Land. Die schändlichsten Greueltaten wurden von denselben verübt, keine Stadt, kein Dorf blieb verschont. Auch Chemnitz sah diese wilden Banden in seiner Nähe Vergeltungsrecht üben für das Unheil, welches ihnen Friedrichs des Streitbaren Völker zugefügt hatten. Doch Chemnitz war damals eine zu starke Festung und die Hussiten mussten abziehen, ohne die Stadt erobert zu haben, doch verbrannten sie die Vorstädte und verwüsteten und plünderten ringsum alles. Auch wurden in diesem Jahre von der Stadt die dem Bergkloster zu leistenden Frondienste abgelöst.

1430:Auch 1430 erschienen die Hussiten auf ihren schrecklichen Raubzügen im Meißner Lande und unweit von Chemnitz. Über 100 Städte und 1.400 Dörfer wurden verwüstet und auf 3.000 Wagen die Beute heimgeschleppt.

1431:Auf dem Reichstage zu Nürnberg wurde im April ein gemeinsamer Krieg gegen die so furchtbar hausenden Hussiten beschlossen. Kurfürst Friedrich bekam den Oberbefehl und rückte mit dem 100.000 Mann starken Kreuz- und Reichsheer verheerend in Böhmen ein. Das Heer zerstreute sich aber zum Teil schon bei der Nachricht, dass Procopius mit seinen Taboriten (Hussiten vom Berge Tabor) anrückte und wurde in der Schlacht beim Schlosse Riesenberg am 14. August total geschlagen. 11.000 fielen, das ganze Gepäck ging verloren und die Hussiten machten ungeheure Beute. Chemnitz wird wahrscheinlich auch hierbei viele Männer verloren haben. Die Hussiten überzogen abermals unser Vaterland und drangen bis Taucha (bei Leipzig) vor. Dort kam es zur Schlacht, in welcher die Bayern, Thüringer, Osterländer und Meißner geschlagen wurden. Leipzig zitterte, doch Procopius brach plötzlich mit seinen Scharen nach Böhmen auf.

1433:Unser Vaterland hatte endlich Ruhe vor den Hussiten, doch Teuerung und Viehseuche traten an deren Stelle, welchen fast stets pestartige Krankheiten auf den Fersen folgten.

Aus der Chemnitzer Chronik 1553 - 1571

1553: Kurfürst August übernahm nun die Regierung nach dem Tode seines Bruders Moritz und wurde am 20. September zu Chemnitz durch Ernst von Maltitz und Dr. Kummerstädt gehuldigt. Die Schatzkammern mögen bei Uebernahme der Regierung sehr leer gewesen sein, denn allenthalben mussten Gelder in kleinen Posten aufgenommen werden, die Stadt Chemnitz borgt 5000 Gulden her.

1560: Am 1. Juli 1560 war eine große Wasserfluth, das Wasser riss die Stadtmauer am Niclasthore ein und stand drei Ellen hoch vom Klosterthor bis zur Pforte, beim Thorwächter des Klosterthores ging dasselbe bis an’s Stubenfenster.

1562: Am 26. Januar wurde der hiesige Marktmeister enthauptet, weil er zwei angetraute Weiber hatte.

1568: Die Pest grassiert dieses Jahr auch wieder hier, denn die Zahl ihrer Opfer betrug 900. In den letzten Tagen des Decembers wurde ein gewisser Römer verbrannt, weil er den Pestkranken siedendes Wasser in den Hals gegossen hatte.

1569: Im Erzgebirge, so auch um Chemnitz verursachte eine Mordbrennerbande Furcht und Schrecken, deren Anführer waren ein gewisser Sachse und Jacob von Leipzig.

1571: Dieses Jahr begann mit einem sehr harten und langen Winter, denn es schneite im Januar und Februar 40 Tage ununterbrochen, so dass aller Verkehr aufhörte; hierdurch nun wurden auch alle Nahrungsmittel ungemein theuer, denn der Scheffel Korn kostete 4 Thaler, Gerste 3 Thaler. Um dem hierdurch eingetretenen Elend zu begegnen, erließ der Kurfürst ein strenges Verbot gegen den Wucher und die Ausfuhr von Getreide in fremde Länder.